3 verständliche & unterhaltsame Bücher über künstliche Intelligenz

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1. Leben 3.0 – Realistische Antworten auf die Frage, wie KI unser Leben beeinflussen kann

Leben 3.0
Leben 3.0

Bill Gates ist nur einer von vielen prominenten Lesern des Bestsellers “Leben 3.0” von Autor und MIT Physik-Professor Max Tegmark. In acht Kapiteln erläutert der Präsident des amerikanischen “Future of Life Institutes” mögliche KI-getriebene Zukunfts-Szenarien. Die verschiedenen Möglichkeiten werden gut verständlich und unterhaltsam, z.T. als Geschichten, beschrieben. Leitfigur ist eine vom Menschen erschaffene Superintelligenz namens Prometeus, die mehrere Entwicklungsstadien durchläuft. Dabei werden essentielle Begriffe wie “Intelligenz” oder “neuronale Netze” einprägsam erklärt. Die Episoden rund um Prometeus veranschaulichen das Potenzial, aber auch die Gefahren denkender (und handelnder) Maschinen. Auf diese Weise schafft es Max Tegmark, realistische und nachvollziehbare Antworten auf aktuelle Fragen zu finden. Dazu zählen zum Beispiel die Veränderung des Arbeitsmarktes oder Gesundheitssektors durch KI. Wer wissen möchte, ob der eigene Job künftig von Robotern ausgeführt wird, findet in diesem Buch eine sinnvolle Auskunft.

Lieblingszitat:


„Wir haben das Feuer erfunden, es immer wieder vermasselt und dann den Feuerlöscher, den Notausgang, den Feueralarm und die Feuerwehr erfunden.“

Max Tegmark


Mein Fazit: Ein sehr lehrreiches, lesbares Buch – das jedoch nichts für Menschen ist, die Nachrichtensendungen meiden. Obwohl Tegmark versucht die Balance zu halten, sind seine Ausführungen mehrheitlich negativ geprägt. Mehr Zitate von Expertinnen hätten mich gefreut und das bedingungslose Grundeinkommen als Lösung halte ich für diskutabel. Aber das ist eine andere Geschichte.


2. Qualityland – Der sanfte Einstieg ins Thema KI

QualityLand
QualityLand

Wer Kängurus mag, wird Qualityland lieben. Autor Marc Uwe Kling beschreibt eine humoristische Zukunftsvision, in der Maschinen denken, fühlen oder sogar an psychischen Krankheiten leiden. Was witzig klingt (und ist), wurde einwandfrei recherchiert und basiert auf überraschend vielen realen Ereignissen. Das Ergebnis ist eine gelungene Satire und der sanfte Einstieg ins Thema künstliche Intelligenz. Die Geschichte rund um Peter Arbeitslos und sein Leben im zu perfekten QualityLand beschreibt einfach, wie Algorithmen unser Leben beeinflussen: Online-Partnersuche, Bots in sozialen Netzwerken, Drohnen und sprechende Autos sind bereits heute Realität. Peter (und Marc) stellt das tatsächliche Potenzial von intelligenten Systemen in Frage. Machen Maschinen wirklich alles einfacher, besser und unkomplizierter? Oder entstehen durch die Technologisierung Herausforderungen, die wir uns heute nicht mal vorstellen können?

Lieblingszitat: (In Bezug auf intelligente Assistenten, Anm.d.Red.)


“Immer sind die Stimmen so freundlich, denkt Peter. Manchmal macht ihn das wahnsinnig. Er fragt sich, ob ein Schizophrener mit seiner Krankheit heute noch ernst genommen wird. “Herr Doktor, ich höre Stimmen!” – “Wer nicht, Peter? Wer nicht?”

Marc Uwe Kling


Mein Fazit: Qualityland ist ein Roman, der auf unterhaltsame Art wichtige Denkanstöße gibt und sehr gut veranschaulicht, wie künstliche Intelligenz funktioniert. Ich finde die Idee, den Leser zwischen einer “dunklen” und “hellen” Edition wählen zu lassen, genial. So kann der/die Rezipient entscheiden, ob frau eine positive oder eine negative Zukunftsvision studieren möchte.


3. Angriff der Algorithmen – Datenwissenschaft endlich verständlich

Angriff der Algorithmen
Angriff der Algorithmen

Die deutsche Übersetzung dieses Buchtitels klingt nach einer Fortsetzung des Trash-Horrorfilms “Angriff der Killertomaten”. Cathy O´Neil’s “Weapons of math destruction” (frei übersetzt: Mathevernichtungswaffen) lässt die Herzen all derer höher schlagen, die auf Kriegsfuß mit dem Rechnen stehen. Denn die Anspielung auf Massenvernichtungswaffen hat ihren Grund: Die Autorin und Mathematikerin warnt vor der Gefahr, die von Zahlen und Algorithmen ausgeht. Anhand von realen Anwendungsbeispielen erklärt O’Neil, wie intelligente Systeme Daten analysieren und Handlungsempfehlungen geben. In den USA nutzen Banken, Polizei, Justiz und Schulen bereits seit vielen Jahren Technologien wie z.B. Gesichtserkennung. Welche z.T. haarsträubenden Risiken dies birgt und wie die Verantwortlichen solche minimieren können, erklärt die Autorin im Detail. Dabei bekommt der Leser ein sehr fundiertes Grundverständnis von Datenwissenschaft und KI. Die vielen Beispiele sorgen für die notwendige Lesbarkeit. Wer verstehen möchte, warum Algorithmen Bewerber diskriminieren können, findet in diesem Buch die Antworten.

Lieblingszitat:


„Rassismus kann auf individueller Ebene als ein Vorhersagemodell angesehen werden, das in Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt herumwirbelt. Es basiert auf fehlerhaften, unvollständigen oder verallgemeinerten Daten. Ob aus Erfahrung oder vom Hörensagen, die Daten zeigen, dass sich bestimmte Arten von Menschen schlecht benommen haben. Das erzeugt eine binäre Vorhersage, dass sich alle Menschen dieser Rasse gleich verhalten werden.

Natürlich verbringen Rassisten nicht viel Zeit damit, verlässliche Daten aufzuspüren, um ihre verdrehten Modelle zu trainieren. Und sobald sich ihr Modell in einen Glauben verwandelt, wird es fest verdrahtet. Es erzeugt giftige Annahmen, testet sie jedoch nur selten, sondern sucht nach Daten, die sie zu bestätigen und zu stärken scheinen. Folglich ist Rassismus das am wenigsten vorhersagbare Modell. Es basiert auf zufälligen Datenerfassungen und falschen Korrelationen, die durch institutionelle Ungleichheiten verstärkt und durch Bestätigungsfehler verschmutzt werden. “

Cathy O’Neil


Mein Fazit: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Cathy O’Neil mit dem Buch ihr eigenes Unternehmen bewirbt, welches praktischer Weise die Lösung zum Problem anbietet. Dies mag die Wahl der im Buch genannten Beispiele und ihre Darstellung beeinflusst haben. Dennoch ist „Angriff der Algorithmen“ ein hervorragendes Buch, das auf jeden Fall ein umfassendes Verständnis von Datenwissenschaft und Algorithmen vermittelt.

 

Photo by DALLE 2

Tina

Tina Nord ist Marketing-Expertin, Autorin und Sprecherin. Die Kommunikationswirtin beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Content Marketing. Seit 2016 erforscht Tina den Einfluss maschinellen Lernens auf Content und engagiert sich für die Repräsentation und Beteiligung von Frauen an der Entwicklung von KI.

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